2023-07-28

"Die Wände haben Ohren"

Der syrische Filmemacher und Kriegsreporter Badi Khlif erzählt den Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe, was es bedeutet, in einer Diktatur aufzuwachsen.

Wenn sich der 34-jährige Badi Khlif an seine Schulzeit zurückerinnert, dann hat das wenig zu tun mit einer nostalgisch verklärten Kindheit und Jugend. Denn sein Schulalltag in Syrien war geprägt von Gewalt und Angst. Angst, von vermeintlichen Freunden verraten zu werden, wenn er Kritik am Regime äußert. Angst vor den Spitzeln der Geheimpolizei, die selbst in den Schulen alles mitzubekommen scheinen. Und Angst vor den Schlägen der eigenen Lehrerinnen und Lehrer, die wie der verlängerte Arm des Regimes das System des Terrors in die Welt der Jugendlichen und Kinder tragen.

Und so startet Badi Khlif seinen Vortrag am Ruperti-Gymnasium mit einem heimlich gedrehten Video, das ein sog. "Bestrafungsritual" an einer syrischen Schule zeigt: Man blickt in die angsterfüllten Augen eines kleinen Mädchens und ist entsetzt angesichts dessen, was nun folgt: Die gnadenlosen Schläge mit einer Art Ledergurt auf seine kleinen, hilflosen Hände. Schläge von der eigenen Lehrerin. Der Grund: Schlechte Leistungen in der Schule. Die Gewalt der Täterinnen und Täter und die Ohnmacht ihrer Opfer prägen den Alltag der Menschen in einem Land, dessen Regime nicht einmal davor zurückschreckt, Bomben auf die eigene Bevölkerung zu werfen, als diese sich im Jahr 2011 gegen den Staatsapparat auflehnt. Von all dem berichtet Badi Khlif eindringlich und anschaulich in der Aula des Ruperti-Gymnasiums und seine Botschaft an die Schülerinnen und Schüler ist dabei klar: Seid euch bewusst, welches Privileg es ist, in einer freiheitlichen Demokratie aufzuwachsen. Und kämpft für dieses Privileg - jeden Tag!

Das Ruperti-Gymnasium bedankt sich ganz herzlich bei der Hanns-Seidel-Stiftung, die diese Veranstaltung ermöglicht hat.


Link:
Syrischer Filmemacher: Meinungsfreiheit nicht selbstverständlich (BR24)









Autor: Christian Böhm